Bericht der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 26.03.2019

Wallenhorst. Eine mal ganz andere Schulstunde erlebten in dieser Woche die Zweitklässler der Johannis-Grundschule in Hollage-Ost: Umweltaktivistin Birgit Schad berichtete von Müllfunden im In- und Ausland und den Folgen für Flora und Fauna – und traf damit den Nerv der Mädchen und Jungen.

„Seid ihr alle schon mal im Urlaub gewesen?“, fragt Birgit Schad zum Auftakt ihres einstündigen Besuchs in der Klasse 2a. „Ja!“, rufen die 17 Mädchen und Jungen. Ziele wie Langeoog oder Ostsee, aber auch Frankreich und Spanien schwirren durch den Raum. Destinationen am Strand liegen – wen wundert´s – ganz weit vorne. „Und was habt ihr dort gefunden?“, fragt Schad weiter: „Muscheln, Krebse, Quallen – und Müll“, lautet die Antwort.

Müll habe sie am Strand auch schon gefunden, fängt Schad an nun selbst zu erzählen. Regelmäßig mache sie Urlaub auf der holländischen Insel Texel. Zu den Strandspaziergängen mit ihrem Hund Ronnie nehme sie immer eine Plastiktüte mit, um die Dinge aufzusammeln, die andere Menschen in den Dünen oder Watt liegen gelassen oder schicht und einfach dort entsorgt haben.

Seit rund drei Jahren hebt die Lechtingerin nicht nur im Urlaub den Müll anderer Leute auf, sondern auch beim Gassigehen in ihrer Heimatgemeinde. Bereits zweimal ist sie für ihr Engagement mit dem Klima- und Umweltschutzpreis der Gemeinde Wallenhorst ausgezeichnet worden, hat die City Cleaners Germany gegründet, organisiert Müllaufräumaktionen und hat Schulen und Kindergärten auf sich aufmerksam gemacht. Zuletzt den Regenbogen-Kindergarten, jetzt die Johannisschule in Hollage-Ost. Birgit Schad hat ihre Fundstücke vom Texel-Strand in einem Bild verewigt: Styropor, Plastikschippen, Korken sind dort arrangiert – ein kleines Kunstwerk könnte man meinen, wenn der Hintergrund nicht so traurig wäre. Zweitklässler Sami hat auch Luftballons auf dem Stillleben entdeckt und weiß: „Die sind ganz gefährlich für Schildkröten.“ Auch für andere Tiere, ergänzt Schad, weil die Mägen die Plastikmasse nicht verdauen könnten. Überhaupt die Luftballons: Auch davon findet Schad immer wieder Exemplare. Die Zeit hat die Luft entweichen und „Happy Birthday“-Aufschriften verblassen lassen, das Plastik hingegen flattert immer noch in der Gegend herum. Auch die Schnüre bedeuteten für Tiere Ungemach, erläutert Schad ihren aufmerksamen Zuhörern, weil sich zum Beispiel Vögel darin verheddern können. Einige Funde hat Schad mit der Kamera festgehalten. Jedes Kind bekommt ein Foto auf seinen Platz gelegt: Einen Maulwurf, der in einer zerbrochenen Bierflasche ertrunken ist, eine blutende Robbe mit einer zerbrochenen Frisbeescheibe um den Hals, aber auch Müllfunde am Hollager Kanal oder an bekannten Lechtinger Straßenzügen entdecken die Zweitklässler auf den laminierten Bildern. „Das sind beeindruckende Fotos“, stellt Klassenlehrerin Lydia Böhmer fest: „Die sind wirklich aus dem Lebensbereich der Kinder.“

Der Pausengong lässt die Kinder in dieser Stunde nicht wie sonst aufspringen, zu sehr sind sie von den Berichten der Wallenhorster Umweltaktivistin gefesselt. Die hat zuletzt noch eine Hausaufgabe für die Mädchen und Jungen: „Erzählt das weiter, was ihr heute gehört habt, schmeißt nichts weg und hebt vielleicht auch mal was auf.“ Diese Besuche in Schulen und Kindergärten seien ihr ein wichtiges Anliegen, sagt Schad, bevor sie in die Parallelklasse geht: „Dass die Kinder aufgeklärt sind und man über sie auch die Eltern erreicht.“